Mein Freund Oryoki: Über die wundersame Beziehung einer ZEN-Lehrenden zu ihrem Essschalen-Ritual

Heute die Rezension zu einem weiteren Buch der Philosophin Dr. Ellen-Kremer-Wilmes, das ich wieder sehr empfehle:

Mein Freund Oryoki: Über die wundersame Beziehung einer ZEN-Lehrenden zu ihrem Essschalen-Ritual
Dr. Ellen Kremer-Wilmes

Verlag: Diametric; 1. Edition (3. Oktober 2023)
ISBN-13: 978-3938580806
146 Seiten, Taschenbuch

Euro 16,90

 

Die wundersame Beziehung einer ZEN-Lehrenden zu ihrem Essschalen-Ritual wird in diesem Buch auf faszinierende Weise erkundet. Das japanische Dreischalen-Essen namens Oryoki, das in der Soto-Schule der ZEN-Tradition praktiziert wird, dient als zentrales Thema und Quelle der Inspiration.

Der Begriff „Oryoki“, übersetzt als „Gefäß, das gerade genug enthält“, bekommt in diesem
Buch eine tiefere Bedeutung. Hier geht es jedoch nicht um eine bloße Anleitung zur Oryoki-
Zeremonie, sondern vielmehr um eine eindrucksvolle persönliche Verbindung zur Praxis.
Ellen Kremer-Wilmes offenbart, wie das Oryoki ihre Wahrnehmung von Wachstum und
Veränderung geprägt hat. Die Momente des Lernens und der Erkenntnis, die sie durch dieses
Ritual erlebt hat, gehen weit über die Grenzen eines einfachen Rituals hinaus. Hier wird das
Oryoki als ein Lehrer und Spiegel betrachtet, der tiefe Einsichten vermittelt, die jenseits der
gewöhnlichen Erfahrungen und des intellektuellen Verständnisses liegen.

Das Buch beschreibt das Oryoki als eine Art mystischen Dialog zwischen dem suchenden
Geist der Autorin und dem stillen, aber aussagekräftigen Feld der Praxis. Es hebt die ZEN-
Tradition hervor und betont die einzigartige Verbindung zwischen der Lehrenden und dem
Oryoki-Ritual. Stefanie Manshardt hat das Buch zudem vortrefflich illustriert.

Für mich ist dieses Buch eine inspirierende Reflexion über die tiefe meditative Bindung, die
durch das Oryoki-Ritual geschaffen werden kann. Es zeigt, wie ein scheinbar einfaches Ritual
zu einer Quelle der Weisheit und persönlichen Entwicklung werden kann, und regt mich und
bestimmt viele andere Leserinnen und Leser dazu an, die eigene Beziehung zu sich selbst zu
erforschen.

 

Eine neue Welt ist möglich.

Die Gegenwart zeigt wieder einmal deutlich, dass es dringend notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen und auch einer neuen Art des Denkens bedarf. Es wurde uns vor Augen geführt, was Vereinseitigung für Folgen haben kann. Die Ursache liegt im „Zer-Denken“, im „Zer-Ganzen“, in der Reduzierung unserer Aufmerksamkeit auf Fragmente und darin, dass die Zusammenhänge, also wie alles miteinander zu einem Ganzen verwoben ist, nicht beachtet werden. Unser Handeln beginnt, in der Art wie wir Denken.

Die Welt, in der wir leben, lässt sich nicht mehr in Einzelteile aufteilen. Es ist an der Zeit, die Notwendigkeit von Vielfalt zu erkennen, aber vor allem der Ganzheitlichkeit in der Tat nachzukommen. Noch ist ein Neudenken möglich, und noch haben wir unser Entwicklungspotential als Menschen nicht ausgeschöpft.

In der Medizin brauchen wir dringend die Umsetzung einer ganzheitlichen Betrachtungsweise, die Körper, Seele und Geist gleichermaßen berücksichtigt. Im gesellschaftlichen Miteinander benötigen wir eine neue Qualität des zwischenmenschlichen Kommunikationsverhaltens; eines, dass das Verständnis für die verschiedenen sozialen Wirklichkeiten fördert und sie dadurch zusammenbringt. Dazu ist es unumgänglich, dass das vermeintliche „Verstandesdenken in reinen Sachzwängen“ durch Gefühl, Intuition und Empathie korrigiert wird.

Foto: Maksym Kaharlytski

Eine neue Welt, so wie wir sie nach Corona uns wünschen, ist möglich und nötig. Wir müssen nur bei uns selber anfangen. Wir müssen beginnen, uns selbst zu verändern. Das bedarf einer gewissen Permanenz – und der ersten Schritte im Denken.

Nicht-Dualität – Dogen Zenji trifft Michel Henry

Heute meine Rezension zum Buch der Philosophin Ellen Wilmes, dass ich sehr empfehle:

Ellen Wilmes
Nicht-Dualität – Dôgen Zenji trifft Michel Henry

Verlag Traugott Bautz
Nordhausen 2018
ISBN 978-3-95948-352-0
412 Seiten, broschiert

Euro 45,00

Dualität ist reine Kopfsache, Vorstellung. Nicht-Dualität ist das Leben, die aktive Handlung. In Ihrer Überzeugung der Nicht-Dualität lässt Ellen Wilmes hauptsächlich zwei ungleiche und doch in gewisser Weise geistverwandte Persönlichkeiten sich begegnen: den ZEN-Meister Dôgen Zenji (1200-1253) und den französischen Philosophen Michel Henry (1922-2002) . Zwischen beiden liegt der Weltengang von gut 750 Jahren.

Mit nachvollziehbaren Beispielen aus dem Lebensalltag, wird der Leser an die Thematik herangeführt. Sie zeigen auf und geben Einblick, wie selbstverständlich Dualität „funktioniert“ und wie es möglich ist, in diesem Prozess zu einer anderen Sichtweise zu gelangen. Für die Autorin steht das vor allem im Zusammenhang mit der Phänomenologie des Lebens und damit, wie wir Handlungen definieren, wie Menschen mit ihrer Geistigkeit und Körperlichkeit umgehen und sich durch Begrifflichkeiten beeinflussen lassen.

Schwerpunkt des ersten Teils des Buches sind die Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen, die sich aus dem einfachen TUN ergeben können. Ellen Wilmes zeigt beispielsweise auf, welche Möglichkeiten sich aus einer veränderten Sicht auf die Realität ergeben, aber auch wie der von ihr geprägte Begriff der KörperGeistung – bei vorbehaltloser Akzeptanz – umfassend und nachhaltig in den eigenen Entwicklungsprozess eingebracht werden kann. Dabei lädt die Autorin immer wieder zu einem veränderten Blick auf einfache Alltagshandlungen ein. Ihr geht es darum, dass wir unsere Verhaltensmöglichkeiten nicht mehr kausal und differenziert betrachten, sondern als Einheit.

Ein wichtiger Aspekt ist auch die Auseinandersetzung mit der Rolle unseres Selbst. Ellen Wilmes zeigt sehr anschaulich auf, dass Übergänge, z. B. vom Denken zum Tun nur „gemacht“ sind. Sie legt den Fokus vor allem darauf, zu einer Überwindung dieses Trennungsmodells zwischen Körper und Geist zu kommen. Dabei geht es um die aktive Gestaltung dieses Prozesses aus einer bestimmten Haltung heraus, die sich z. B. in der Wahrnehmung und damit der Abfolge des eigenen Handelns ausdrückt.

Das Buch schließt mit einem fiktiven Gespräch zwischen Dôgen Zenji, Michel Henry und Werner Heisenberg. In dieser wechselseitigen Aussprache über Wahrheit, Quantenphysik und RaumZeit wird klar, dass die Fragen an das Leben über Jahrhunderte gleich geblieben sind.

Fazit
Ellen Wilmes‘ Buch ist ein Arbeitsbuch. Sie lässt ein Paradoxon entstehen, dass sie sehr treffend KörperGeistung nennt. Menschen, die sich auf diese un-geteilten Ansichten einlassen, werden Begrifflichkeiten wie Wahrnehmung und Zeit fortan in einem anderen Bezug zum eigenen Handeln sehen. Nicht-Dualität reformiert. In diesem Sinne geht es in Wilmes‘ Buch tatsächlich darum, bereits einnehmbare Perspektiven neu zu entdecken und zu leben.

Hier geht es zur Homepage der Autorin: https://www.co-philosophie.de/

Zen in der Kunst, den Menschen zu heilen

Heute möchte ich auf das Buch „Zen in der Kunst, den Menschen zu heilen“ von Manfred Kremer hinweisen. Manfred Kremer erzählt von einer Suche, die mit intensiven Erfahrungen einhergeht. Eindrucksvoll schildert er eigene Erlebnisse mit den bedeutenden spirituellen Techniken, die ihm auf seinem Weg begegnen. Er nimmt den Leser mit auf eine Reise ins Innere seiner eigenen und der menschlichen Seele.

Das Buch liest sich wie ein Reiseführer nach innen und gibt Impulse, die immer wieder ein neues Licht auf alte Fragen werfen. Die besondere Qualität seiner Worte ergibt sich aus der Authentizität, mit der er seine eigenen Erfahrungen darstellt. Alle vorgestellten Komponenten zur Heilung hat Manfred Kremer selbst erlebt und sich den Erfahrungen des Lernenden unterzogen.

Wer die Waage zwischen Altruismus und Egoismus sucht und sein eigenes Leben um die Dimension der Sinnhaftigkeit erweitern will, dem sei dieses Buch empfohlen.

Photo by Johannes Plenio

http://www.zen-und-heilung.de/buchprojekt/

 

 

 

 

Wir haben die Pflicht, uns nicht zu beeilen

Ich erinnere mich eines Morgens, an dem ich auf einem Baume eine Schmetterlingspuppe entdeckt hatte. Der Schmetterling hatte gerade die Hülle gesprengt und schickte sich an, auszuschlüpfen. Ich wartete lang, ungeduldig, denn ich hatte es eilig. Ich hauchte den Schmitterling an, und das Wunder begann sich vor meinen Augen in einem rascheren Ablauf als natürlich zu entfalten: Die Hülle öffnete sich ganz, der Schmetterling kroch heraus. Aber nie werde ich mein Entsetzen vergessen; seine Flügel ware noch gekrümmt und zerknittert. Der kleine Körper zitterte und versuchte sie zu spannen, aber es war unmöglich. Auch ich versuchte, ihm mit meinem Atem zu helfen, doch umsonst. Ein allmähliches Reifen war nötig, die Flügel hätten sich langsam in der Sonne entfalten müssen, jetzt war es zu spät. Mein Atem hatte den Schmetterling gezwungen, zu früh auszukriechen, ein Siebenmonatskind. Er zappelte verzweifelt und starb nach einigen Sekunden auf meiner flachen Hand.
Diese kleine Leiche, glaube ich, ist die schwerste Last, die mein Gewissen bedrückt. Heute begreife ich erst richtig, dass es eine Todsünde ist, die ewigen Gesetze zu vergewaltigen. Wir haben die Pflicht, uns nicht zu beeilen, nicht ungeduldig zu werden und dem ewigen Rythmus der Natur mit Vertrauen zu folgen:
Ich setze mich auf einen Stein, um mich in aller Ruhe mit diesem Neujahrsgedanken vertraut zu machen. Ach! sagte ich mir, käme doch mein Leben im neuen Jahre ohne diese hysterische Ungeduld aus! Könnte doch dieser kleine Schmetterling, den ich in meiner Eile und Ungeduld umbrachte, immer vor mir herflattern, um mir den richtigen Weg zu zeigen!

Aus: „Sorbas“ von Niko Kazantzakis
Photo by Volker Schnäbele on Unsplash

Winterzeit

Der Winter ist vor allem Einkehrzeit, bei sich selbst. Draußen verzaubern Schneeflocken die Landschaft, machen die Welt weißer, aber auch leiser. Glücklich, wer begonnen hat mit offenen Augen zu träumen. Nicht viele unserer Träume werden wahr. Doch kein Leben ist so arm, dass es nicht für kurze Momente ein Glücksstrahl gestreift hätte – und keines so reich, dass nicht auch Trauer und Tränen sich einstellten.

Wir denken an die vielen Wege, die wir im Leben bereits gegangen sind: die, die voll waren mit Hindernissen und die einfachen, die trostlosen wie die sonnenbeschienenen, die Irrgärten und geraden Wege, gewanderte mit leichtem Gepäck oder schwer beladen, barfuß oder mit festem Schuhwerk, begleitet von Meeresrauschen, Düften, Aussichten und Zielen. Alle diese Wege sind wir gegangen; frei oder vorausbestimmt? Dies lässt sich nur beantworten, wenn wir die am Wege befindlichen Zeichen deuten. Was uns tatsächlich geführt, das erkennen wir sicher erst am Ende unserer Reise.

Sommerzeit

Es ist warm geworden und so sitze ich am späten Samstagmorgen bei endlich sommerlichem Temperaturen im Garten und schreibe an meinem Laptop einen neuen Artikel. Plötzlich entdecke ich etwa zwei Meter vor mir eine Schnecke durchs Gras kriechen. Ich nehme mir Zeit diese Schnecke zu beobachten.
Es ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens: die Muße!

Zeit lässt sich nicht aufhalten. Dieser quantitative Verlauf ist nur ein Aspekt.
Zeit ist Leben, und deshalb ebenso wichtig ist die Zeitqualität.
Wie kann ich gute und schlechte Zeiten unterscheiden? Eigentlich ist es ganz einfach: Die schlechten Zeiten sind dafür da, um daraus zu lernen. Und die guten? Die zeigen uns, wie sich das Leben revanchiert, wenn wir etwas richtig gemacht haben.

 

Die Kraft der Ermutigung

Immer wieder gibt es Situationen in unserem Leben, in denen wir glauben, unsere Kraft reiche nicht aus, um das uns Auferlegte zu ertragen. Genau dann benötigen wir menschliche Nähe, die uns Mut macht und Hoffnung in uns weckt.

Was wir am nötigsten brauchen, sind Menschen, die uns ermutigen, das zu tun, was wirklich in uns steckt.

(Epitik, ca.100 n.Chr.)

Der Mensch braucht Mut, um zu hoffen, um an sich zu glauben, um geduldig und tapfer zu sein. Ganz gleich, ob es eine kleine Ermutigung, ein „Du schaffst das!“, ein Schulterklopfen, ein „Kopf hoch“ ist. Wir machen unserem Mitmenschen Mut, und geben ihm den Hinweis, dass viel mehr in ihm steckt, das erreichbar ist, als er im jetzigen Moment glaubt.

Wir sollten uns unserer Rolle als Mutmacher viel öfter bewusst werden.

Gedanken zum Jahresanfang 2016

Das Jahr 2016 liegt vor uns, wie ein Buch mit leeren Seiten. So wie wir bei einem Buch nur eine Seite nacheinander lesen können, so können wir unser Leben nur Tag für Tag, Stunde um Stunde nacheinander leben.

Immer am Jahresanfang nehmen wir uns viel vor, was wir glauben besser machen zu müssen. Und gerade am Jahresanfang hat für mich der folgende Sanskritspruch eine wichtige Bedeutung:

Achte gut auf diesen Tag,
denn er ist das Leben –
das Leben allen Lebens.

In seinem kurzen Ablauf liegt alle Wirklichkeit
und Wahrheit des Daseins.

Die Wonne des Wachsens – die Größe der Tat –
die Herrlichkeit der Kraft.

Denn das Gestern ist nichts als ein Traum
und das Morgen nur eine Vision.

Das Heute jedoch – recht gelebt –
macht jedes Gestern zu einem Traum voller Freude
und jedes Morgen zu einer Vision voller Hoffnung.

Darum achte gut auf diesen Tag!

Wir selbst bestimmen unser eigenes Leben. Kein Tag gleicht dem anderen. Jeder Sonnenaufgang ist anders, jeder Vogel singt jeden Tag anders. Wir begegnen unbekannten Menschen und auch alte Bekannte sind heute nicht mehr dieselben, die sie gestern waren.

Sind wir bereit unser noch leeres Jahrbuch mit neuen und glücklichen Erlebnisse zu füllen?

Gedanken zur Adventszeit

Wir hatten zu Hause immer einen Adventskalender. Es war ein schlichtes Exemplar aus Papier, ohne Schokoladenfüllung oder ähnlichem. Er hing hinter der Wohnzimmertüre. Meist zeigte er eine Mondnachtszene, 23 kleine , versteckte Türchen und ein großes waren in einer verschneiten Landschaft verborgen, mit viel Silberglitzer, der wie Schnee vom Himmel fiel. Vorsichtig öffnete ich morgens ein Türchen nach dem anderen. Zuvor versuchte ich zu erraten, was denn heute für ein Bildchen zum Vorschein kommen würde. Und mit jedem Bildchen wuchs die Vorfreude auf den Heiligabend.

Auch als Erwachsene können wir einem solchen Ritual noch eine große Bedeutung zumessen. Jedem Tag etwas Positives abgewinnen, sich jeden Tag über eine Kleinigkeit freuen, jeden Tag im Kopf ein kleines Fensterchen öffnen und etwas Licht herein lassen, jeden Tag eine Kerze anzünden, jeden Tag einen Moment innehalten und eine stille Minute genießen.

Eine schöne Adventszeit!